Schilf Steckbrief

 Wissenschaftlicher Name        
 Phragmites australis
  (P. communis)
 Populärnamen  Schilfrohr, Rohr
 Pflanzenfamilie  Süßgräser (Poaceae) 

 

  1. Praxis Kurz-Steckbrief
  2. Standort & Vorkommen
  3. Schilf am Teich
  4. Pflanzung & Pflege
  5. Geeignete Nachbarn
  6. Krankheiten & Schädlinge
  7. Ökologie & Naturschutz
  8. Verbreitung
  9. Schilfrohr: Art Beschreibung
  10. Wissenswertes
  11. Weiterführende Informationen

 

Schilfpflanzen

 

Schilf: Praxis Kurz-Steckbrief

Machen wir es kurz: Aufgrund seiner aggressiven Wurzel-Rhizome ist diese winterharte Teichpflanze nicht für Gartenteiche geeignet. Teichfolien können u.U. durchwachsen werden und die übrige Arten am Gewässer werden über die Jahre durch Phragmites verdrängt. Daher ist es eher für größere naturnahe Gewässer geeignet. Dort kann sich über die Jahre ein Röhricht entwickeln. Schilf wird wegen seiner hervorragenden wasserreinigenden Eigenschaften geschätzt und findet in Pflanzenkläranlagen rege Verwendung. In unserem Sortiment finden Sie getopftes Schilf, auf Anfrage liefern wir auch lose Kleinballen.

Experten Tipp:

Wer auf die spezielle Teich-Atmosphäre durch Schilf nicht verzichten möchte, kann es in einen separaten festen Kunststoffkübel in den Gartenteich pflanzen. Stabile Mörtelkübel wären eine Möglichkeit. Nährstoffreicher Boden, der mit einer Schicht gewaschenem Quarzsand abgedeckt wird, bietet Phragmites gute Wachstumsbedingungen und es gelangen wenig Nährstoffe in das Wasser.

Natürliche Biotope        
Röhricht, Feuchtwiesen, Moore, Auenwälder
Wassertiefe 0 - 80 cm (100 cm)
Lichtbedarf sonnig - halbschattig
Wuchshöhe 2 - 2,5 m
Wuchsform locker straff aufrecht
Wachstum schnell, sehr lange Rhizom-Ausläufer
Blütenfarbe                 rötlich braun
Blütezeit August - September
Vermehrung Rhizomstücke, Halm-Stecklinge, Aussaat
Winterhärte ja
Heimisch ja
Ökologie Schilf-Röhrichte sind besonders geschütze Biotope
Besonderheit wichtigste Art für Pflanzenfilter

Standort und Vorkommen

Das Schilf kann an nährstoffreichen Ufern von stehenden oder langsam fließenden Gewässern dichte Röhrichte bilden, vielfach in natürlicher Monokultur. Auch in nassen Wiesen, Erlen- und Weidenbruchwäldern kommt Phragmitis australis häufiger vor. In Mooren gilt es als Torfbildner. Die unterschiedlichen Standorte zeigen, dass Schilf gegenüber dem Nährstoffgehalt und dem pH-Wertes des Bodens große Toleranz zeigt. Als Uferpflanze verträgt diese Art wechselnde Wasserstände, allerding darf der Boden nicht austrocken, das führt zu schweren Schäden im Bestand.
Das Gemeine Schilf ist das größte einheimische Gras und besitzt die Besonderheit, mit den Rhizomen sowohl horizontal als auch vertikal zu wachsen. Die Ausläufer können weit über 10 m reichen und in der Tiefe kann der Boden bis zu 2 m durchwurzelt werden. Entsprechend ist es ein Verlandungspionier und hervorragender Uferfestiger. Schilfrohr ist ein Stickstoffzeiger und gilt als "Nährstoff-Fresser". Diese Eigenschaften machen es zu einer idealen Art für die biologische Reinigung von Wasser. Zudem gelangt über die Rhizome Sauerstoff bis in tiefe Bodenschichten und unterstützt so den mikrobiellen Schadstoffabbau und verhindert Fäulnis. An besonders nährstoffreichen Standorten werden die Schilfhalme weniger fest und die mechanische Belastbarkeit (z.B. Wellenschlag) sinkt. Derart überdüngte Röhricht-Bestände können vollständig absterben.

Schilf am Teich

Zählt zu den bakanntesten heimischen Teichpflanzen. Leider ist es ausgesprochen starkwüchsig. Dabei sind die langen oberirdischen Halme nicht das Problem, sondern das ausgedehnte Wurzelwerk, was sich über die Jahre bildet. Mit seinen Rhizom-Ausläufern gelangt Schilf locker bis in 1,5 m Wassertiefe. Einzelne Ausläufer können über 10 m Länge erreichen. Dadurch besteht die Gefahr, dass die meisten Gartenteiche komplett zuwuchern. Phragmites australis ist derart konkurrenzstark - andere Sumpfpflanzen können sich langfristig selten in seiner Gesellschaft halten.
Außerdem stellen die Rhizomspitzen, die ihrem Namen alle Ehre machen, eine Gefahr für Teichfolien dar. Es kommt immer wieder vor, dass dünne, minderwertige oder falsch verlegte Teichfolien von Schilf durchstoßen werden. Davon könnne sowohl PVC als auch EPDM Kautschuk Bahnen betroffen sein. Ist Phragmites erst einmal durch die Abdichtung in den Boden unter und neben den Teich gewachsen, hilft nur eine Komplettsanierung! Bevor eine neue Folie gelegt wird, müssen alle Rhizomstücke im Boden vollständig entfernt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Schilf von außen - durch die Abdichtung - in das Gewässer wächst. Möchte man nicht auf Schilfrohr am Gartenteich verzichten, sollte es unbedingt in separate feste Kübel (z.B. runde Mörtelwannen) gepflanzt werden. Vergessen Sie nicht, die Ränder regelmäßig auf "ausbrechende" Ausläufer zu kontrollieren. Zudem kann man die etwas kleinwüchsigere Zwergform Phragmites australis ssp. humilis am Gartenteich verwenden.

Als Repositionspflanze in speziellen Kleinkläranlagen und Bodenfiltern ist Schilf bestens geeignet. Das ausgedehnte Wurzel- und Rhizomgeflecht ist hier von Vorteil. Auf der riesigen Wurzeloberfläche siedeln Unmegen an nützlichen Mikroorganismen. Zusammen mit der Pflanze bauen sie Schadstoffe effektiv ab. Zudem gelangt Sauerstoff über die Rhizome in den Boden, was wiederum Fäulnis vorbeugt.

Pflanzung und Pflege

Da die Art sehr ausbreitungsfreudig ist, reichen für private Teiche 4 - 5 Exemplare/ m². Pflanzenkläranlagen, die in einer möglichst kurzen Einfahrphase schnell eine hohe biologische Abbauleistung erziehlen sollen, erhalten 6 - 8 Exemplare / m². Wir bieten zwei- und dreijährige Schilfpflanzen in 8 cm Töpfen an. Alternativ sind Multitopfballen (ca. 3 cm) Exemplare (ein- bis zweijährig) - ohne Topf - erhältlich. Schnell fließendes Wasser verträgt diese Sumpfpflanze nicht.
Röhrichte können alle paar Jahre geschnitten / gemäht werden. Dabei ist es wichtig, die Halme deutlich über der Wasserlinie abzuschneiden. Wird zu tief geschnitten, kann Wasser in das Rhizomsystem eindringen und der Schilfbestand verfault von den Wurzeln her. Über den Rückschnitt können große Mengen an Biomasse entnommen werden und der Bestand treibt neu aus und verjüngt sich.

Geeignete Nachbarn

Schilf ist ausgesprochen konkurrenzsstark. Ist der Standort optimal, ist es nach Jahren bestandsbildend und andere Teichpflanzen werden vollständig verdrängt. Ein solches Schilfröhricht wird als natürliche Monokultur bezeichnet. Lediglich einige Schwimmpflanzen - wie Wasserlinsen oder Froschbiss, die ja nicht in Wurzelkonkurrenz zu dem Schilfrohr stehen, schätzen den Schutz des Röhrichts. Folgende Arten sind ebenfalls sehr wüchsig und eignen sich als Pflanzpartner:

  • Breitblättriger Rohrkolben
  • Rohrglanzgras
  • Wasser-Schwaden
  • Wasser-Schwertlilie
  • Teichbinse
  • Sumpf-Segge u.ä.

Krankheiten und Schädlinge

Eine robuste Teichpflanze! Aber hohe Nährstofffracht  (z.B. durch Abwasser) oder Trockenheit schwächen Schilf. Dann kann sich intensiver Befall von Blattläusen einstellen. Einige Nachtfalter Arten haben sich ausschließlich oder teilweise auf Phragmitis australis als Futterpflanze spezialisiert. Man bezeichnet sie als "Schilfeulen". Die Weibchen legen ihre Eier an die Blätter des Schilfrohres. Dort schlüpfen die Raupen, Jede von ihnen frisst ein Loch in einen Schilfhalm und kriecht in den hohlen Halm hinein. Gut geschützt frisst sie weiter und wechselt im Laufe ihrer Entwicklung mehrfach den Halm. Derart angefressene Schilfhalme sterben ab. Schilfeulen sind eher selten und einige Arten werden in der Roten Liste gefährdeter Arten geführt - ein Befall am Gartenteich ist daher wenig wahrscheinlich.

Ökologie und Naturschutz

Als Art unterliegt Phragmites australis in Deutschland keinem besonderen Schutzstatus. Aber Schilf-Röhricht steht in der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen. Ebenso wie Seggenriede, Sümpfe und ähnliche Lebensraumtypen sind sie durch Nährstoffeinträge, Entwässerungen und zunehmende Verbuschung und Bewaldung bedroht. Ausgedehnte Schilf- und Röhrichtbestände sind ein wichtiger Lebensraum für viele spezialisierte Tierarten wie z.B. Rohrammer, Drosselrohrsänger, Rohrdommel, Schilfspinne und viele Insekten. Die oben beschriebenen Schilfeulen dienen vielen Arten als Nahrung.
Unter Wasser bietet Schilf vielen Amphibien und Fischen Rückzugsraum, Schutz vor Fressfeinden und Ablaichmöglichkeiten.

Verbreitung

Welteit, wobei regional einige Unterarten beschrieben sind - siehe dazu auch unten im Text.

Schilfrohr Pflanzen Beschreibung

Erscheinungsbild
Schlanke, aufrecht wachsende Halme, die bis zu 2,5 m Größe erreichen können. Dieses Süßgras ist mehrjährig und verbreitet sich durch stark verzweigte unterirdische Rhizome. So entsteht ein geschlossener Verband aus straffen und festen Halmen. 

Blätter
Sie vertragen keine Überstauung und sind daher nur oberhalb der Wasserlinie entwickelt. Sie sind lang, 2 - 3 cm breit, zugespitzt und zweizeilig an den Halmen angeordnet. Feine Behaarung zwischen Blattscheiden und Stengel verhindert das Eindringen von Wasser. Dieser Haarkranz ist ein gutes Unterscheidungsmerkmal vom ähnlichen Rohrglanzgras.

Blüte und Frucht
Häufig nickender großer Rispen-Blütenstand, der 3 - 7 blütige Ährchen trägt, deren Achsen sind silbrig behaart, wodurch bei bestimmter Beleuchtung der Blütenstand leicht schimmert. Die Früchte verbreiten sich als Schirmchenflieger.

Schilf Sorten / Unterarten

  • In der Natur kommt die Zwergform P. australis ssp. humilis vor, die nur bis zu 1,2 m hoch wächst,
  • Die Selektion "Variegatus" ist ebenfalls kleinwüchsiger und besitzt hellgrüne, goldgelbe längsgestreifte Blätter. Es wird daher auch als Buntblättriges Schilf bezeichnet. Beide Sorten sind ebenfalls ausbreitungsfreudig.
  • Die noch wüchsigere Unterart ssp. pseudodonax kann bis zu 8 m hoch wachsen.

Wissenswertes

Als Naturbaustoff in Form von Reet zur Dachabdeckung, als Zuschlagstoff im Lehmbau und als Isolier- und Dämmaterial erfreut sich diese Teichpflanze zunehmender Beliebtheit. Vor allem an Gewässern in Osteuropa finden sich regelrechte Anbauflächen.
Der Heizwert von Phragmites ist ebenfalls sehr hoch und übertrifft den von Braunkohle ca. um das Doppelte. Daher ist diese heimische Energiepflanze für Biogasanlagen und als Heizmaterial interessant.
Speziell angelegte große Schilfbeete dienen als Klärschlammveredelungsanlagen. Mit Hilfe der Pflanzen wird der Schlamm entwässert und mineralisiert bis eine Art "Erde" entsteht. Schilf mit seinem vertikalen und horizontalen Wurzelwachstum ist perfekt für diese Aufgabe.
Wie schon oben erwähnt, ist Schilfrohr wesentlicher Bestandteil von Pflanzenkläranlagen, die vor allem häusliche Abwässer dezentral im ländlichen Raum biologisch reinigen.

Quellen und weiterführende Informationen

  • Fees, U. (1992): Entwicklung der unterirdischen Biomasse von Schilf in einer Pflanzenkläranlage. Dipl. Arbeit TU Weihenstephan, Landschaftsökologie
  • Hofmann, K. (1992): Entwässerung und Vererdung von Klärschlamm in Schilfbeeten. Dissertation Uni Tübingen
  • Wissing, F. & Hofmann, K. (2002): Wasserreinigung mit Pflanzen. Ulmer