Seerosen: Käfer, Zünsler, andere Schädlinge und ihre Bekämpfung

Autor: Dr. rer. nat. Bernd Teichmann  |  veröffentlicht: 08.12.2020

Zur Beruhigung vorweg - winterharte Seerosen (Nymphaea) sind widerstandsfähige und robuste Teichpflanzen. Aber auch sie können von (einigen wenigen) Schädlingen befallen werden, die es vor allem auf die Blätter abgesehen haben. Zum Glück verraten Fraßspuren an den Blättern den Befall durch Seerosenblattkäfer und -zünsler und es gibt dann Möglichkeiten, die Insekten wirkungsvoll zu bekämpfen. Dazu mehr weiter unten in diesem Text. Grundsätzlich ist es wichtig, den Pflanzen immer gute Lebensbedingungen zu bieten. Dazu zählt der Kauf einer robusten und gesunden Sorte, nahrhaftes Bodensubstrat, das Exemplar darf nicht zu tief im Teich stehen und je sonniger der Standort, desto besser. Ausführlicher finden Sie Tipp bei "Seerosen für den Gartenteich".

  1. Wer frisst an Seerosenblättern?
  2. Seerosenblattkäfer
  3. Wie bekämpft man Seerosenblattkäfer?
  4. Seerosenzünsler
  5. Wie bekämpfte ich Seerosenzünsler?
  6. Schlammspitzschnecken
  7. Zuckmückenlarven
  8. Blattläuse
  9. Keine chemische Bekämpfung
Seerosenkrankheiten

Verschiedene Seerosen Schädlinge haben hier Fraßspuren an Schwimmblättern hinterlassen

1. Welcher Schädling frisst an Seerosenblättern?

Ab dem Frühjahr treiben die am Teichboden überwinternden Rhizome der Seerosen neue Blätter. Naht der Herbst, beginnen die Blätter sich vom Rand her gelblich zu verfärben. Das liegt daran, dass Verbindungen aus den Blättern heraus als Reservestoffe in das Rhizom verlagert werden. Die Schwimmblätter werden nun langsam bräunlich, fransen aus und verfaulen. Das ist der ganz normale jährliche Rhythmus und ein natürlicher Vorgang.
Anders sieht es aus, wenn Blätter schon im Frühjahr oder Sommer Schädigungen zeigen. Ist das Blatt anfangs unversehrt wird aber gelblich, können Nährstoffe oder Spurenelemente fehlen oder es sind Anzeichen für eine Pilzerkrankung. Deutliche Fraßschäden an der Schwimmblatt Oberfläche bis hin zu regelrechten langen Fraßspuren verraten die Anwesenheit der Larven des Seerosenblattkäfers. Das angrenzende Blattgewebe an den angebissenen Stellen fängt schnell an zu faulen. Solche Veränderungen an Schwimmblättern fallen schnell auf und sind charakteristisch für diese Blattkäfer. Die Larven des Seerosenzünslers können hingegen längere Zeit unbemerkt bleiben. Denn sie schneiden an den Rändern der Blätter ca. 2 cm lange Stücke heraus. Aus zweien bauen sie dann eine schützende flache Wohnröhre. Man muss schon genauer hinschauen und gezielt nach den charateristischen Einbuchtungen an den Blatträndern suchen, um den Befall des Seerosenzünslers im Frühstadium zu bemerken. Als weitere Schädlinge können Schlammspitzschnecken, Larven einiger Mückenarten oder Blattläuse auftreten. Wobei die Fraßschäden eher unspezifisch sind und bevorzugt vorgeschädigte Blätter befallen werden.

Schädlinge an Seerosen

Charakteristische Fraßschäden durch Seerosenblattkäfern und seinen Larven

2. Seerosenblattkäfer (Galerucella nymphaeae)

Vermutlich der am häufigsten auftretende Seerosenschädling in Gartenteichen. In Europa ist er von Skandinavien bis zum Mittelmeer heimisch. Er ist bis zu 7 mm lang und gehört zu der Familie der Blattkäfer. Die Tierchen sind bräunlich orange gefärbt und eher unscheinbar. Sein Nahrungsspektrum ist begrenzt, denn er frißt vor allem an Seerosen (Nymphaea)  und Teichrosen, wie z.B. an Nuphar japonica. Auch der Befall von Erdbeeren und Wasserknöterich ist dokumentiert.
Im April verlassen die erwachsenen Seerosenblattkäfer ihre Winterverstecke. Ab da können erste Fraßspuren an Blättern und auftreten. Die Käfer legen ab Mai auf den Schwimmblättern kleine Eipakete, bestehend aus 15 - 20 einzelnen kleinen beigenen Eiern, ab. Ein solches Gelege ist ca. 2 mm groß und wird in der Regel nicht bemerkt. Nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven und beginnen die oberste Schicht der Blätter abzuschaben. Sind die Larven größer, fressen sie Löcher in die Blätter und später regelrechte Gänge (Minierfraß). Spätestens ab diesem Zeitpunkt sind die Fraßschäden unübersehbar. Die Verpuppung findet ebenfalls auf dem Seerosenblatt statt und ca. 30 bis 40 Tage nach der Eiablage schlüpft der fertige Käfer. In unseren Breiten können zwei bis fünf Generationen pro Jahr ausgebildet werden.

Larven des Seerosenblattkäfers

3. Wie bekämpft man Seerosenblattkäfer?

Der Umstand, dass diese Insekten nicht schwimm- oder tauchfähig sind, erleichtert die Bekämpfung. Zudem finden sich alle Entwicklungsstadien (Eier, Larven, Puppe und adulter Käfer) nur auf der Oberseite der Schwimmblättern. Je nachdem, wie stark der Befall schon fortgeschritten ist, kann man mehr oder weniger rabiat vorgehen:

  • Leichter Befall
    Einzelne Käfer, Eigelege und wenige Larven können auf den Blättern zerdrückt werden. Das ist ausgesprochen effektiv und durch regelmäßige Kontrollen kann man so verhindern, dass sich eine größere Population aufbaut. Praktikabel ist das leider nur bei kleinen Teichen. Größere schlecht erreichbare Seerosenbestände können mit einem scharfen Wasserstrahl aus einem Schlauch "behandelt" werden. Das stört zumindest die Entwicklung, wenn auch nicht nachhaltig.
  • Erste eindeutige Fraßspuren und größere Larven
    Alle (!) Schwimmblätter und Knospen drei bis vier Tage vollständig unter Wasser tauchen. Dann ist sicher gestellt, dass alle Entwicklungsstadien verschwinden. Je nach Teichgröße können dazu einzelne Stangen, sehr grobmaschige Netze oder Baustahlmatten eingesetz werden. Bitte unbedigt darauf achten, dass Molche und andere Amphibien die Sperre passieren können, um zum Atmen an die Wasseroberfläche zu gelangen. Blüten der Seerose müssen bei dieser Art der Bekämpfung abgeschnitten werden, denn sie dürfen nicht als "Überlebensbojen" dienen. Wären die Blüten unter Wasser, würden sie in kürzester Zeit anfangen zu faulen.
  • Intensiver Befall mit stark geschädigten Blättern
    Hier hilft nur noch ein radikaler Eingriff: Alle Schwimmblätter, Knospen und Blüten der Seerose werden abgeschnitten und im Garten vergraben. Eine gesunde Seerose verkraftet den Blattverlust problemlos und treibt weiter neue Blätter. Bei diesen - gerade am Anfang - die regelmäßige Kontrolle auf Schädlinge nicht vergessen.
  • Vorbeugen
    Erwachsene Käfer überwintern geschützt im Laub, in Grasbulten u.ä. in der Nähe des Teiches. Man kann ihre Zahl zumindest deutlich reduzieren, wenn man ab dem Frühherbst ein feinmaschiges Netz über den Teich spannt. Die Insekten können das Gewässer nicht verlassen und keine schützenden Winterverstecke aufsuchen. Kommt dann kräftiger Frost erfrieren sie. In der heutigen Zeit, mit tendenziell wärmeren Wintern, ist diese Methode eher unsicher. Um Laub im Wasser und späteren Algenproblemen vorzubeugen, ist ein Teichnetz sowieso eine der wichtigsten Pflegemaßnahme am Teich. Bei sommerlichen Befall durch mit Seerosenblattkäfern kann das feinmaschige Teichnetz versuchsweise einfach etwas länger gespannt bleiben.

 

Charakteristischer Fraß des Seerosenzünslers, hier an den Rändern der Blätter einer Seekanne

4. Laichkraut-, Seerosenzünsler, Wasserschmetterling (Elophila nymphaeata)

Diese Schmetterlingsart, mit einer Flügelspannweite von 17 bis 18 mm, ist auf der gesamten Nordhablkugel verbreitet. Eine Bestimmungshilfe und Fotos finden Sie hier. Die Flugzeit liegt zwischen Juni und September. Wobei Seerosenzünsler nacht- und dämmerungsaktiv sind und nur bei hoher Luftfeutigkeit fliegen. Daher fallen die fertigen Falter meist nicht auf - ihre Larven aber schon. Diese schlüpfen nach ca. 10 bis 14 Tagen aus kleinen Eigelegen, die die Weibchen direkt unter der Wasseroberfläche unter Schwimmblättern abgelegt haben. Bevorzugte werden die Blätter von Seerosen (Nymphaea), Teichrosen (Nuphar), Laichkräutern (Potamogeton), Wasserknöterich (Polygonum) und Seekannen (Nymphoides). Die frisch geschlüpften Larven des Wasserschmetterlings fressen von ihren Wirtspflanzen und bilden aus kleinen Blattstückchen Köcher / Wohnröhren. Je nach Jahreszeit und Entwicklungsstadium sehen die Köcher anders aus. Am charakteristischsten sind die 2 - 3 cm langen abgeflachten Wohnröhren zwischen zwei Blattstücken.
Bei uns bildet der Seerosenzünsler zwei Generationen im Jahr. Die erste Generation benötigt ca. 70 bis 80 Tage von der Eiablage bis zum Schlupf des fertigen Falters. Die Larven der zweiten Generation überwintern unter Wasser.

Wohnröhre der Larve eines Seerosenzünslers, zusammengebaut aus zwei Blattstücken

5. Wie kann man Seerosenzünsler bekämpfen?

Ein naturnaher Teich bietet die besten Voraussetzungen, dass Vögel, Libellen, Frösche und Spinnen fliegende Zünsler erbeuten. Da die meisten Larvenstadien unter Wasser leben, ist eine gezielte Bekämpfung schwierig. Hier kann man auf Molche, Libellenlarven, Käfer u.ä. setzen, die natürliche Fressfeinde sind. Lediglich die markanten flachen Blattkokons, in denen Larven auf und unter Schwimmblättern umherkriechen, lassen sich gut absuchen oder abkäschern.

Seerosenzünsler Raupe im geöffneten Kokon

6. Schlammspitzschnecke, Spitzhornschnecke (Lymnaea stagnalis)

Schnecken sind wichtig, um das biologische Gleichgewicht in einem Gewässer mit zu stabilisieren. Sie fressen abgestobene Pflanzenreste, tote Tiere und Algen. Von allen einheimischen Schneckenarten ist die Schlammspitzschnecke die einzige, die gelegentlich auch eine Vorliebe für Pflanzen zeigen kann. Lästig wird sie aber nur, wenn eine Überpopulation entstanden ist und in der Folge Nahrungsknappheit. Dann werden auch weiche Unterwasserpflanzen und frische Seerosenblätter angefressen. Zur Bekämpfung kann man die großen Schnecken absammeln oder rauskäschern. Noch einfacher ist es, Salatblätter, Apfelstücke o.ä. als Köder ,in das flache Wasser am Ufer zu legen. Sie locken mit Sicherheit Schlammspitzschnecken an, die dann einfach heraus genommen werden können.

Fraßschäden an Seerosenblättern durch Schlammspitzschnecken

7. Zuckmückenlarven (Cricotopus sp.)

Es sind ca. 570 Zuckmücken Arten (Chironomidae) in Deutschland nachgewiesen. Sie ernähren sich vor allem von Nektar und Honigtau - Stechen oder Blutsaugen können sie nicht. Einige wenige Arten der Gattung Cricotopus legen ihre Eier auf Schwimmblättern ab. Die Larven fressen sich das Blattgewebe. Meist beginnen sie am Blattrand, der dann unregelmäßg zerfleddert wirkt - im Gegensatz zu den Fraßgängen der Seerosenblattkäfer und den sauber heraus geschnittenen Blattstücken der Seerosenzünsler. Bei der Bekämpfung der Zuckmückenlarven kann man auf ihre natürlichen Fressfeinde setzen und stark befallene Blätter abschneiden und vergraben. Cricotopus besiedelt bevorzugt neu angelegte Gewässer.

Blattläuse auf dem Schwimmblatt einer Seerose

8. Blattläuse & Seerosenblattlaus (Rhopalosiphum nymphaeae)

Seerosen teilen das Schicksal vieler anderer Pflanzenarten, denn auch sie können von Blattläusen befallen werden. Da ältere Schwimmblätter von Teich- und Seerosen vergleichsweise fest und mit einer Wachsschicht überzogen sind, dürften sie für "normale" Blattläuse nicht sonderlich attraktiv sein. Es gibt allerdings eine Art - die Seerosenblattlaus - die massiv auftreten kann. Die 1 - 2 mm großen, dunkelgrün bis schwärzlich gefärbten Läuse können große Kolonien auf Blättern und Blüten bilden. Dann enstehen an den Saugstellen hellgelbe Flecken. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern ist auch gefährlich. Denn die Läuse sondern klebrigen Honigtau ab, der wiederum Pilzbefall fördert. Dadurch können ganze Blätter absterben.
Bei geringem Befall können die Blattläuse mit der Hand vom Blatt in das Wasser abgestreift werden. Effektiver ist es natürlich, dabei möglichst viele zu zurdrücken. Bei starkem Befall hilft ein kräftiger Wasserstrahl, um die kleinen Schädlinge abzuspülen. Diese Prozedur muss so lange täglich einmal durchgeführt werden, bis die Population zusammen bricht. Eine gelegentliche Nachbehandlung ist empfehlenswert.

9. Keine chemische Bekämpfung / Spritzmittel

Gelegentlich werden Insektizide mit dem Wirkstoff Diflubenzuron gegen Seerosenblattkäfer angeboten. Dabei handelt es sich um ein Breitbandpräparat, das nicht selektiv wirkt, sondern alle Insekten, Larven, viele Fischnährtiere u.ä. abtötet. Dies bedeutet, dass auch nützliche, seltene und geschütze Arten mit beseitigt werden. Ein solcher Biozid-Kahlschlag hat erhebliche langfristige Auswirkungen auf die Biodiversität im Teich und auf das biologische Gleichgewicht. Algenwachstum und ein gestörter Nährstoffkreislauf sind nur zwei Folgen.
Diflubenzuron zerfällt nach einigen Tagen. Seine Abbauprodukte wie 4-Chlor-Anilin sind aber nicht leicht biologisch abbaubar und vermutlich krebserregend. Wir raten daher dringend von einer chemischen Bekämpfung ab. Da der eigentliche Wirkstoff schnell zerfällt, ist der Effekt kurzzeitig. Seerosenblattkäfer können fliegen und werden mit größter Wahrscheinlichkeit das Gewässer erneut besiedeln. Da viele ihrer Fressfeinde beseitigt wurden, können sie sich nun um so schneller ausbreiten. Folgen daraufhin neue Biozideinsätze wird die chemische Bekämpfung zur Kostenfalle.

Weiterführende Informationen: Gefahren durch Diflubenzuron (BUND)